In Rotterdam konnten wir zum Glück gleich in unserem Hostel einchecken und das Zimmer beziehen. Nachdem wir noch ein bisschen gerastet haben sind wir dann los gezogen um die Stadt zu erkunden – hier ist heute viel los, denn am Abend ist Cup-Finale. Wir verkosten gleich einiges an Käse in der Markthalle und bewundern die Architektur. Beim Hafen spazieren wir natürlich auch noch einmal vorbei um uns von unserem Schiff zu verabschieden. Außerdem schauen wir uns das alte Gebäude der Holland-America-Line, das jetzige Hotel New York an. Am nächsten Tag starten wir mit einem Blick vom Euromast auf die Stadt und machen dann eine Tour durch die Stadt vorbei an geschichtlich relevanten Orten und den Top-Sights. Auf der Markthalle leuchtet einem heute schon das Logo des Fußballclubs entgegen – Rotterdam hat den Cup gewonnen, außerdem weht die Clubfahne sogar am Kirchturm. Wir besichtigen die knallgelben Kubushäuser die in den 70ern von Piet Blom entworfen wurden und schauen Schiffen zu, wie sie durch die Kanäle geschleust werden. Friets mit Friets-Sauce (Mayonnaise) dürfen natürlich auch nicht fehlen – die gibt es hier fast überall.
Mit dem Boot geht es nach Kinderdijk wo 19 Windmühlen stehen die früher für das Abpumpen des Wasser zuständig waren, um die Flächen landwirtschaftlich bewirtschaften zu können. Die Windmühlen sind immer noch bewohnt, haben aber keine Aufgabe mehr im Wassermanagement – schön ausschauen tun sie jedenfalls.
Einen Tagesausflug machen wir auch nach Den Haag zum Friedenspalast. Führungen gibt es hier nur selten, aber dafür ein kleines Museum in dem man über die Geschichte des Friedenspalastes lernt.
Weiter geht es für uns nach Utrecht wo wir den Koningsdag verbringen. Schon am Vorabend ist viel los in der Stadt und es sind überall in der Stadt Bühnen aufgebaut, außerdem ist in bestimmten Straßenzügen Flohmarkt. Am Koningsdag selbst sind die Kanäle voll mit (überbeladenen) Booten und die Stadt ist ziemlich Orange, denn fast jeder ist passend eingekleidet. Wir sind zum Glück am Vormittag noch durch die Stadt spaziert, denn am Nachmittag ist kaum mehr ein Durchkommen – daher beobachten wir dann von einer Brücke aus das Treiben.
Amsterdam darf natürlich auch nicht fehlen – hier ist jedenfalls auch viel los und die Spuren des Königstags sind auch noch zu sehen. In Amsterdam spazieren wir entlang der Grachten, vorbei an den Schaufenstern des Rotlichtviertels, vorbei an unzähligen Käseläden und dem Tulpenmarkt und an den schiefen Häusern. Zum Abschluss machen wir dann noch eine Bootsfahrt durch die Stadt.
Amsterdam ist der letzte Halt unserer Reise, 606 Tage waren wir unterwegs und haben ein paar Ecken unserer Welt erkundet – zu sehen gibt es immer noch genug.
Wir machen also unsere erste Kreuzfahrt – 14 Tage wird sie dauern und es ist eine so genannte Relocation Cruise bei der das Schiff nach der Karibiksaison für die Sommersaison nach Europa überstellt wird. Durchschnittsalter ist hier ca. 70 – wir stechen also heraus. Wir fahren gleich nach oben in den 14. Stock ins so genannte Crow’s Nest – hier sind wir 6 Stockwerke über der Brücke und schauen auf den Hafen bzw. auf das Kreuzfahrtschiff vor uns – und viele kleine Boote die vorbei fahren.
Stateroom
Bald darauf können wir dann auch schon in unseren Stateroom. Wir sind in einer Innenkabine auf Deck 1 – dem Main Deck untergebracht, noch weiter unten ist nur die Crew. Ein eigenes Badezimmer, Dusche mit warmem Wasser – so einen Luxus hatten wir schon lange nicht mehr. Im Zimmer gibt es außerdem einen Fernseher der allerhand Infos sowie unzählige Filme bereitstellt – wir beschränken uns aber meistens auf die Bugkamera oder die Heckkamera – als Fensterersatz. Wir haben einen Kühlschrank und einige Kästen und sogar einen Schreibtisch, oder eher Schminktisch mit riesen Spiegel. Hier wohnen wir die nächsten zwei Wochen, also packen wir mal unsere Rucksäcke aus und gehen heiß duschen – sehr angenehm. Jetzt sind wir bereit für die Erkundung des Schiffs.
Das Schiff
Die Hauptessensquelle am Schiff ist im 9. Stock und nennt sich Lido Market. Hier gibt es mehr oder weniger durchgehend Essen an unterschiedlichen Ständen. Hier holen wir uns auch gleich unser Mittagessen. Gleich daneben gibt es außerdem das Dive-In (hier kann man sich mit Burger, Hot Dogs und Fries versorgen) und das New York Deli (für Pizza, Sandwich und Salate, bzw am Abend auch Moviesnacks wie Chickenwings, Nachos und Popcorn). Im 2. und 3. Stock ist der Dining Room untergebracht – hier wird serviert und es gibt hier theoretisch einen Dresscode (so richtig enforced wird der aber auch nicht). Im 3. Stock gibt es dann noch das Dutch Cafe – hier bekommt man auch den ganzen Tag Snacks – und “Premium-Cafe” – der kostet aber extra – wir sind mit dem gratis Kaffee im Lido gut versorgt. Zusätzlich gibt es über das ganze Schiff verteilt noch ein paar Spezialitäten Restaurants – die sind in unserem Basis-Paket allerdings nicht dabei, es stellt sich aber auch die Frage wozu man die überhaupt braucht bei der ohnehin sehr umfangreichen Auswahl beim inkludierten Essen – wir haben es bei weitem nicht geschafft alles zu kosten.
Deck 2 und 3 beherbergen neben dem Dining Room auch einige Bars, eine Bibliothek, das Casino und die Bühne, außerdem gibt es auf Deck 3 einen Außenspazierweg bei dem man die Rettungsboote begutachten kann.
Im 9. Stock gibt es neben dem Essen außerdem ein Innen- und ein Außenpool sowie Whirlpools und ein Fitnesscenter. Der Wellnessbereich inkl. Sauna ist hier auch untergebracht – der kostet aber extra.
Im Deck 11 befindet sich gut versteckt die Spielhalle mit Flipper, riesen Wuzzler, Playstation und Airhockey – hier sind wir meistens die einzigen Besucher.
Deck 12 Ist das Panoramadeck mit Sportplatz (hier ist Pickleball der Dauerbrenner) und einer Laufstrecke. Hier kann man schnell von einer Schiffsseite zur anderen wechseln und hat den besten Ausblick auf den Hafen – von hier beobachten wir das Auslaufen aus dem Hafen und sehen auch wie der Pilot wieder abgeholt wird.
Darüber gibt es noch das Crow’s Nest – hier gibt es auch ein Cafe und eine gute Aussicht. Außdem gibt es hier Schachtische und Brettspiele.
Entertainment
Am Schiff wird rund um die Uhr Programm angeboten: Linedance, Pickleball Instructions, Brigde Instructions für Anfänger und Fortgeschrittene, Ausmalen, Vorträge über die Must-have Reiseapps, Workshops über Reiseplanung oder das Teilen von Reisefotos und Fotobearbeitung, am Nachmittag gibt es meistens Bingo gefolgt von einer Art Pubquiz und am Abend gibt es dann Livemusik in den Bars und eine Show auf der Bühne (Comedy oder Musical). Für die Tage auf See gab es sogar einen “Classic Cruise Games” Wettkampf. Wer mit all den Programmpunkten nicht ausgelastet ist kann, solange man auf hoher See ist mehr oder weniger rund um die Uhr sein Geld im Casino verspielen oder bei den regelmäßigen Versteigerungen der schiffseigenen Kunstgallerie Kunst erwerben. Für die Reisenden die übersehen haben, dass sie nach Nord-Europa reisen und eine Jacke zu dieser Jahreszeit durchaus angenehm sein kann gibt es natürlich auch das richtige Shoppingangebot an Bord – alles mit Holland America Line Branding.
Was es auf Kreuzfahrtschiffen auch gibt: Cruising Ducks. Schon am ersten Tag habe ich zwei Plastikenten gesehen, bei der ersten hab ich mir noch gedacht die hat wer verloren, bei der zweiten hab ich mich schon gewundert was es damit auf sich hat. Einige Tage später habe ich dann wieder eine gefunden diesmal war die Beschreibung eindeutig: “Oh, what luck. You found a duck! Keep or hide, you decide.” – also haben wir die Ente vorläufig mal mitgenommen.
Die anderen Passagiere
Die Mehrheit der Passagiere waren aus den USA und Kanada, einige davon Kriegsveteranen – die hatten sogar ein eigenes Treffen im Programm. Wer sich auch täglich getroffen hat: “Friends of Bill W” – die anonymen Alkoholiker, auch dafür scheint es Bedarf zu geben. Was auch aufgefallen ist, die Unmengen an Wasser in Dosen die eingeladen wurden – wer nimmt schon gratis Trinkwasser wenn man sein Wasser auch teuer in Dosen kaufen kann? Auch beim Essen war es immer lustig, am europäischen Abend gab es Wiener Schnitzel auf der Speisekarte – wenn man das so bestellen wollte hat es aber keiner Verstanden, nur Schnitzel (ohne Wiener) hat dann funktioniert. Fleisch war sowieso der dominierende Anteil beim Buffet, sogar wenn man einen Gemüsewok bestellt hat kam noch öfter die Nachfrage welches Fleisch man denn gerne hinein hätte. Passagiere beobachten war natürlich auch sehr interessant, vor allem an den ersten Tagen konnte man viele glückliche Männer sehen, die das Buffet mit einem Teller von Fleisch verlassen haben und auf die Frage der Frauen “Willst du gar kein Gemüse dazu?” ganz glücklich mit “nein” geantwortet haben.
Unser Programm
Am zweiten Abend gab es eine Begrüßung vom Kapitän inklusive Welcome Drink, im Anschluss sind wir gleich fürs Musical geblieben. Sonst waren wir öfter im Fitnesscenter und am Nachmittag in der Spielhalle Flippern, Airhockey Spielen oder Wuzzeln, aber das ist bei dem großen Tisch zu zweit gar nicht so unanstrengend. Am Abend haben wir öfter Spiel des Lebens im Crow’s Nest gespielt oder Schach – wir haben sogar einmal jemanden beobachet der Jenga gespielt hat (oder besser gesagt es versucht hat), das ist bei Seegang aber eine zusätzliche Herausforderung. Den Comedian und den Zauberer die für die Abendunterhaltung an Bord waren haben wir uns auch angeschaut. Unser Bordguthaben haben wir in der Happy Hour investiert – man will ja möglichst viel davon haben und da die Happy Hour mit dem Pubquiz zusammen gefallen ist haben wir hier auch öfter mitgeraten. Am frühen Abend gab es hin und wieder eine Ballroom-Dance-Hour – da haben wir auch einmal einen langsamen Walzer aufs Parkett gelegt. Im Whirlpool waren wir natürlich auch, vor allem gegen Ende der Cruise war das angenehm wo es draussen kalt war – interessanterweise war der Rest der Gäste dann nämlich nicht mehr dort anzutreffen. Die Tage auf See waren sehr angenehm, langweilig wird einem auf so einem Schiff nicht und verhungern muss auch keiner.
Landgänge
1 // Nach zwei Tagen auf See war der erste Landgang Bermuda, ein britisches Überseegebiet, wo wir an der King’s Wharf anlegen. Wir spazieren durch das Royal Naval Dockyard und kosten uns in der Brauerei durch das Bierangebot. Überpünktlich sind wir wieder am Schiff und beobachten die ankommenden Passagiere. Nach und nach kommen die Tourbusse zurück: Stockerl raus damit der Schritt aus dem Bus machbar ist, dann werden sämtliche Rollstühle und Rollatoren ausgeladen und zum Schluss die Gäste. Ein Gast hat sich gleich beim ersten Landgang verletzt und muss vom Schiffsarzt abgeholt werden. Was wir auch festgestellt haben, so pünktlich muss man gar nicht sein denn es wird eh auf alle gewartet, eine Dame kommt erst eine halbe Stunde nachdem wir eigentlich an Bord sein sollten – und eilig hat sie es selbst dann nicht.
2 // Als nächstes folgten 6 Tage an Bord in denen wir den Atlantik überquert haben bevor wir in Irland im Hafen von Cork (Cobh) anlegen. Die Iren schicken Grenzbeamte aufs Schiff für die Passkontrolle und Stempeln allen brav ihre Aufenthaltsgenehmigung in den Pass – sogar uns (denn angeschaut haben sie weder das Foto, noch den Pass, noch den Passagier). Cobh hieß früher Queenstown und war der letzte Hafen den die Titanic angesteuert hat bevor sie über den Atlantik nach New York aufgebrochen ist, also gibt es hier auch ein Titanic Museum. Wir kaufen uns die Eintrittskarten – ein Ticket für eine Reise mit der Titanic und begeben uns auf die Spuren des Schiffs, am Ende erfahren wir ob unsere Ticket-Halter überlebt haben. Nach der Titanic-Experience besichtigen wir die Kathedrale und spazieren entlang der “Deck of Cards” – einer sehr bunten Häuserreihe, dann geht es ins Pub auf ein Guinness.
3 // Unser nächster Landgang ist in Guernsey – hier legen wir aber nicht am Hafen an sondern müssen mit Tenderbooten an Land fahren, hierfür werden die Rettungsboote genutzt. Bis sämtliche Passagiere mit ihren Rollatoren und Rollstühlen von Bord sind dauert es, es bleibt also nur Zeit für einen kurzen Spaziergang durch die Stadt bevor wir auch hier das lokale Bier verkosten.
4 // Den nächsten Landgang machen wir in Le Havre, die größte Stadt der Normandie. Die Stadt wurde im zweiten Weltkrieg nahezu vollständig zerstört und dann nach Plänen von Auguste Perret als “Poesie in Beton” komplett neu errichtet. Wir besuchen die Kirche Saint-Joseph mit ihrem markanten 8-eckigen Turm das Symbol des Wiederaufbaus. Außerdem geht es vorbei an dem vom brasilianischen Architekten Oscar Niemeyer entworfenen Le Volcan der ein Theater und eine Bibliothek beherbergt. Frisches Baguette und ein Pain au Chocolate dürfen beim Landgang natürlich auch nicht fehlen.
5 // Besonders weit ist der Weg zum nächsten Landgang nicht, wir queren den Ärmelkanal und gehen in Dover an Land, Dover ist die englische Stadt die dem europäischen Festland am nächsten ist. Hier sehen wir schon vom Boot aus Dover Castle und die weißen Kreidefelsen – White Cliffs of Dover. Wir spazieren vorbei am Zentrum bis zur Burg wo wir eine Führung durch die unterirdischen Tunnel die im zweiten Weltkrieg als Bunker genutzt wurden machen. Wir besichtigen die Burg und spazieren dann noch durch die Stadt bevor es ein letztes Mal aufs Boot geht.
Es geht wieder zum europäischen Festland nach Rotterdam. Als wir aufwachen liegt unser Schiff bereits vor Anker. Heute Frühstücken wir ein letztes Mal auf der Nieuw Statendam. Während wir noch Frühstücken verlassen die ersten Passagiere schon das Schiff – jedoch mit Verzögerung, da das Schiff von Demonstranten empfangen wurde. Nach dem Frühstück holen auch wir unsere Rucksäcke und verlassen das Schiff – in der Ankunftshalle können wir mit unserem EU-Pass gleich an allen vorbei gehen – dann geht es auch gleich über die Erasmusbrücke (von der wir noch einmal einen Blick auf unser Schiff werfen) in die Stadt ins Hostel.
Wir fliegen über Kuba und Florida Keys hinweg, dann zeigt sich die Skyline Miamis im Landeanflug – und einige Flughäfen am Weg zu unserem Zielflughafen. Wir landen am Nachmittag in Miami, die Einreise läuft erstaunlich unkompliziert – nicht einmal unser Weiterreise-Ticket wollte die Grenzbeamtin sehen. Erstaunt stellen wir fest, dass wir am Flughafen nicht gleich einen McDonald’s finden – also geht es zuerst ins Quartier. Zuerst mit dem Zug, dann quer über einen riesigen Parkplatz um 30 Minuten an der Hauptstraße entlang zu spazieren – den Bus der die Strecke fahren sollte hat sich uns nicht gezeigt – Willkommen im Autofahrerland.
Es ist also Zeit zum Abendessen, dafür haben wir ein lokales Restaurant ausgewählt: McDonald’s – die Drive-Through Parkplätze sind definitiv gefragter als die Tische drinnen. Es gibt also Stilecht ein McMenü mit Quarter Pounder with Cheese (die haben hier ja kein metrisches System). Frühstück gibt es auch traditionell und zwar bei Starbucks. Dann sind wir auch schon fast wieder weg, denn wir machen uns auf den Weg zum Hafen in Fort Lauderdale.
Der Hafen ist riesig und beim Zufahren gibt es eine grobe Ausweiskontrolle ergänzt um die Frage ob wir Waffen dabei haben – wir bekommen ein buntes Schild dann geht es weiter zum nächsten Posten, da geben wir das Schild wieder ab. Vor uns sehen wir schon einige riesige Passagierschiffe bei den Terminals stehen während wir auf unser Zielterminal zusteuern. Die wartenden Kofferträger starten gleich auf den Kofferraum zu in der Hoffnung auf gut zahlende Kundschaft, sind dann aber schnell weg nachdem wir sie geschickt abgedrängt haben und sie unsere Rucksäcke sehen. Dann spazieren wir auch schon ins Terminal hinein und sitzen überraschend schnell im Wartesaal – eine Ausreisekontrolle gab es nicht mehr – das läuft wohl alles über die Kreuzfahrtgesellschaft. Früher als gedacht beginnt das Boarding und dann stehen wir mit unseren Rucksäcken auch schon im Crows Nest der MS Nieuw Statendam der Holland America Line.
Die Entscheidung ist uns nicht leicht gefallen, aber die Optionen an Unterkünften am Strand in San Juan del Sur waren nicht überzeugend also haben wir uns für Granada entschieden. Die drittgrößte Stadt Nicaraguas liegt ebenfalls am Nicaraguasee und die Anreise mit öffentlichem Transport funktioniert problemlos. Wir nehmen die Fähre, steigen direkt am Hafen in einen Bus ein der bis zur Hauptstadt Managua fährt – wir müssen also unterwegs umsteigen, das passiert aber einfach indem der Busfahrer sobald er den passenden Anschlussbus auf der Hauptstraße sieht mit Hupen auf neue Passagiere aufmerksam macht, beide Busse kurz zum Straßenrand fahren wir mit unserem Gepäck umsteigen und schon sitzen wir im Bus nach Granada – perfektes Service.
Granada ist eine kleine im Kolonialstil erbaute Stadt mit bunten Häusern – die Farben wechseln, denn es ist üblich sein Haus alle paar Jahre vor Jahreswechsel in einer neuen Farbe anzustreichen. 6 Kirchen gibt es in Granada – 4 davon schauen wir uns von innen an und bei einer besteigen wir auch den Glockenturm. Vom Turm der Iglesia la Merced aus hat man eine gute Sicht auf die Stadt mit dem Vulkan Mombachu im Hintergrund. Die Kathedrale strahlt von außen in leuchtendem Gelb, innen ist zur Zeit recht unspektakulär weiß, allerdings wird die Decke gerade mit Bildern verziert – also work in progress. Wir schlendern bei einer Walkingtour durch den Mercado Municipal inklusive einer Kostprobe von einer lokalen Pflaumenart und schauen bei einer Zigarrenmanufaktur vorbei. Wir beobachten das Rollen der Zigarre – ein essenzieller Teil der Arbeit (sowohl des Erklärenden als auch des Rollenden) besteht aus dem regelmäßigen Zug an einer Zigarre. Für die weniger motivierten Touristen stehen Kutschen bereit, die einen von einem Spot zum anderen führen, Pferde werden aber auch bei den Locals eingesetzt um ihre Karren zu ziehen.
Zum Frühstück gibt es desayuno típico bestehend aus gallo pinto (Reis mit Bohnen), Ei, lokalem Käse, gebratenen Kochbananen und Krautsalat. Einen mini Kochkurs gibt es hier auch wieder und zwar werden Empanadas wie sie in Nicaragua ein typisches Wochenend-Streetfood sind zubereitet. Der Teig besteht aus Kochbananen, die Füllung aus dem typischen salzigen lokalen Käse, als Beilage pico de gallo (kleingehackte Zwiebel und Paradeiser mit Limettensaft und etwas Salz) und Bohnenmus – das gibt es hier in unzähligen Variationen fix und fertig und muss nur noch in der Mikrowelle aufgewärmt werden.
Wir entscheiden uns, nachdem Managua bei kurzer Recherche nicht so einladend und sicher wirkt und öffentliche Busse zum Flughafen auch von dort nicht existieren, nicht mehr nach Managua zu fahren. Ein Taxi brauchen wir sowieso und so lassen wir den letzten Tag noch im farbenfrohen Granada ausklingen bevor es dann mit einem frühen Flug weiter geht.
Nach einer Woche Strand und Surfen in Costa Rica geht es für uns in der Hoffnung auf günstigeres Reisen nach Nicaragua – genauer gesagt direkt nach Ometepe.
Der direkte Weg von Santa Teresa nach Nicaragua wird öffentlich leider nicht bedient, also fahren wir das erste Stück wie in Costa Rica weit verbreitet mit einem Shuttle-Bus und steigen dann in den öffentlichen Bus bis zur Grenze. Ausreisen – natürlich nicht ohne die Ausreisesteuer zu zahlen, dann zu Fuß weiter (Beschilderung sucht man hier vergebens) bis zum Grenzposten in Nicaragua. Hier zahlt man bevor man überhaupt ins Gebäude darf schon $1, dann noch $10 für den Touristenpass und $3 Steuer dann gibt es einen Stempel und wir sind eingereist (offiziell in das 22. Land unserer Reise, mit unserem Tag in Brasilien aber bereits Land Nummer 23). Von der Grenze nehmen wir wieder einen öffentlichen Bus bis nach Rivas, dann noch ein Taxi bis zur Fähre. Eine Stunde tuckert die Fähre dann über den Nicaragua See, bis wir auf Ometepe ankommen.
Ometepe ist eine Insel im Nicaragua See, seinerseits der größte Binnensee in Zentralamerika bzw. nach dem Titikakasee der zweitgrößte See Lateinamerikas. Ometepe ist 270m² groß und damit die größte vulkanische Insel in einem Süßwassersee und besteht aus zwei Vulkanen: Concepción (1610m hoch und zuletzt 2010 ausgebrochen) und Maderas (1394m hoch, letzter Ausbruch unbekannt). Die beiden Vulkane bestimmen die Form der Insel – von oben gesehen schaut die Insel wie eine 8 aus.
Zum besteigen des Vulkans ist es uns eindeutig zu heiß, aber wir mieten uns ein Motorrad mit dem wir die Insel erkunden. Die Insel hat sogar einen Flughafen – die Hauptstraße geht mitten über die Landebahn, hinter dem Tower ragt der Vulkan Concepción empor. Wir halten bei der lokalen Schokoladefarm und genießen eine kalte Schokolade, machen einen Stop am Playa Mango (auch hier wieder mit Blick auf den Vulkan) und spazieren durch Charco Verde, ein kleines Naturschutzgebiet. Hier sehen wir einige Brüllaffen – sogar inklusive Baby-Affen und unzählige Blauhäher. Den Abschluss unserer Tour bildet ein Spaziergang entlang einer langen Sandbank (Punta Jesús Maria) mit Blick auf die beiden Vulkane der Insel – ein beliebter Spot für den Sonnenuntergang wir sind aber noch davor wieder weg denn es wird hier voll und außerdem sind die Straßen mit ihren Bremsschwellen, denen keine Warnfarben mehr anhaften, eher nichts für das Fahren im Dunkeln. Wir bringen unser Motorrad also wieder unfallfrei retour (scheint hier eher eine Seltenheit zu sein) und holen uns beim Lokal ums Eck unser Abendessen – ein kleines Lokal mit nur einem Gericht: Pollo Assado (gegrilltes Huhn) mit Bohnenreis, Krautsalat und Plátanos fritos (Chips aus Kochbananen). Hier geht ziemlich viel Huhn über den Grill und es sind vor allem Einheimische hier. Dazu gibt es noch einen frischen Fruchtsaft und dann geht’s auch schon ins Hostel um zu Entscheiden wohin es noch gehen soll.
Nach unserem Ausflug nach Monteverde steht die Osterwoche bevor, die in Zentralamerika nicht zu unterschätzen ist – ein Ortswechsel ist bestenfalls zu vermeiden. Die Entscheidung fällt daher auf eine Woche Strand an der Pazifikküste, die wir bisher noch sehr vernachlässigt haben.
Mit Bus, Fähre und zwei weiteren Bussen geht es nach Santa Teresa auf die Nicoya-Halbinsel – so ganz genau haben wir am Weg selten gewusst ob wir gerade gestrandet sind oder doch noch ein Bus kommt, aber nach vielem Warten und überfüllten Chickenbusses kommen wir dann doch an.
Im Hostel gibt es einen Pool für die schnelle Abkühlung, aber auch der Strand ist nicht weit. Von den Bäumen im Hostel fallen abwechselnd Mangos oder Leguane – beide mit ordentlichem Lärm wenn sie auf den Blechdächern landen.
Santa Teresa ist vor allem fürs Surfen bekannt – diesem Hobby geht zumindest einer von uns nach, während der andere vom Strand aus beobachtet.
Voll wird es am Strand nur am Karfreitag, sonst bekommen wir außer ein paar Touristen, die verzweifelt auf der Suche nach Transport sind nicht viel mit von Ostern. Wir genießen die ruhige Woche am Strand und natürlich auch die schönen Sonnenuntergänge die wir hier jeden Abend beobachten können.
Nach unserer Ankunft in Panama hatten wir ja viele Ideen wohin es gehen könnte, Buchungslage und Preisniveau waren aber nicht so einladend. Schlussendlich haben wir uns entschieden den Direktbus von Panama City nach San José in Costa Rica zu nehmen und dann gleich weiter nach Monteverde zu fahren.
Monteverde liegt im Landesinneren in den Bergen und begrüßt uns mit angenehm “kühlen” Temperaturen. In der Stadt selbst gibt es ein gutes Cafe welches guten Kaffee aus der Region ausschenkt und auch einen Nasenbären sehen wir beim überqueren der Straße.
Die Hauptatraktion in Monteverde ist allerdings der Nebelwald in dem unter anderem Faultiere leben. Einen Tag verbringen wir im Nebelwald und spazieren sämtliche Wanderwege entlang. Bei unserem Besuch ist vom Nebel leider nichts zu sehen damit büßt der Wald viel seiner mystischen Erscheinung ein, wir genießen es aber trotzdem durch den Wald zu streifen. Wir entdecken einige Vögel (vor allem Kolibris aber auch ein Sperberschwanztrogon Pärchen), sehen Panama-Kapuzineraffen in den Bäumen und erhaschen einen kurzen Blick auf Agutis, die vor uns über den Weg laufen. Außerdem zeigt sich ein Weißrüssel-Nasenbär – die ersehnten Faultiere verstecken sich leider zu gut, genauso wie die Tukane die wir auch noch gerne gesehen hätten.
Bis wir dann in Panama City ankommen ist es doch ein weiter Weg und wir machen nicht mehr viel. Am Abend geht’s aber trotzdem noch gemeinsam mit der Gruppe vom Segelboot und dem Kapitän zum Fischmarkt, danach flanieren wir noch durch die Stadt.
Am nächsten Tag steht der Panama Kanal am Programm, nach einem gemütlichen Frühstück fahren wir zu den Miraflores Schleusen mit ihrem Visitor Center. Zum Einstieg schauen wir uns dann gleich die Dokumentation über den Panama Kanal im zugehörigen IMAX an, dann geht’s auch schon zur Schleuse wo auch bald das erste Schiff geschleust wird. Besichtigen kann man nur die alten kleineren Schleusen, aber im Hintergrund sieht man die Neo-Panamax Frachter, welche die neuen Schleusen passieren.
Der erste Frachter den wir heute in der Schleuse sehen ist nicht so lang, der restliche Platz wird von einer privaten Yacht und einem Begleitschiff genutzt um mitgeschleust zu werden. Wir beobachten den Frachter von der Aussichtsplattform inklusive Informationen via Lautsprecher.
Der Panamakanal ist die bedeutenste Handelsroute zwischen Atlantik und Pazifik. Bis zur Eröffnung hat er aber unzähligen Arbeitern das Leben gekostet. Die ersten die sich am Bau des Kanals versucht haben waren die Franzosen 1880, sie scheiterten aber unter anderem an den Tropenkrankheiten wie Malaria und Gelbfieber, die in den neun Baujahren ca. 20.000 Arbeiter dahinrafften. Dann sicherte sich die USA die Konzession und die Kontrolle über die Kanal-Zone und starteten ihrerseits 1904 die Bauarbeiten. Diesmal starteten die Arbeiten allerdings damit die Gelsen zu beseitigen bzw einzudämmen, dann beginnt der eigentliche Bau. Es werden Schleusen errichtet, dazwischen Stauseen – der Gatun See liegt 26 m über dem Meeresspiegel, die Schiffe werden von den jeweiligen Ozeanen nach oben und dann wieder nach unten geschleust – 82km lang ist die Wasserstraße und ca. 10 Stunden dauert die Durchfahrt. Das erste Schiff wurde am 15. August 1914 durch den Kanal geschleust – überschattet vom Start des Ersten Weltkrieges. Die Panamax Klasse erlaubt Schiffe mit 294,3m Länge und 32,3m Breite, damit ist die Schleuse bis auf ca. 60cm an beiden Seiten ausgenutzt. Die neuen Schleusen von 2016 erlauben 366m Länge und 49m Breite – die Klasse Neo Panamax.
Wir finden noch eine weitere Aussichtsplattform bei der weniger los ist, hier schauen wir uns noch die Durchfahrt von einem weiteren Frachter an, dann geht es bei ziemlichem Stau zurück in die Stadt.
Wir spazieren durch die Altstadt (Casco Viejo) und schauen in einer lokalen Brauerei vorbei wo wir gleich eine Kostprobe aller Fassbiere bekommen um uns die Auswahl zu erleichtern. Außerdem steht Reiseplanung am Programm – hier ist es jedenfalls deutlich teurer als wir das zuletzt gewöhnt waren.
In Cartagena geht es für uns aufs Segelboot – genauer gesagt auf ein ziemlich authentisches Piratenboot. Insgesamt 15 Passagiere, der Kapitän (ein Südtiroler) und 3 Crew-Mitglieder sind an Bord. Wir beziehen unsere Koje und genießen dann den Sonnenuntergang vom Boot aus bevor wir auslaufen. Zwei Nächte und einen Tag Segeln wir auf offenem Meer durch die Karibische See bevor wir mit den San Blas Inseln vor der Küste Panamas wieder Land in Sicht haben werden.
Am ersten Abend genießen wir die Fahrt hinaus aus dem Hafen und sind im Bett bevor der Seegang zu stark wird. Am nächsten Morgen sind die Kübel an Bord im Dauereinsatz – zum Glück bleibt uns beiden das erspart und wir beobachten nur den großen Rest der Gruppe wie sie leiden. Das Frühstück beschränkt sich heute auf bereits fertig belegte Sandwiches die nach Bedarf zu jeder Zeit abgeholt werden können und auch beim Mittagessen wird zuerst in die Runde gefragt wer überhaupt was will – dann gibt es für einen Teil der Gruppe Nudeln mit Pesto. in einer Hand die Schüssel, die andere wechselt zwischen Gabel und am Boot anhalten – es wackelt doch ordentlich. Bis zum Abend geht es den meisten dann wieder einigermaßen gut und der ein oder andere genießt das erste Bier, außerdem sind beim Abendessen wieder fast alle vertreten.
Heute wachen wir auf, weil das Schaukeln nach lässt und wir auf ruhigere See einfahren bis wir vor einer wunderschönen kleinen Karibischen Insel ankern – wir haben die San Blas Inseln erreicht. Die Inselgruppe gehören zur Comorca Guna Yala einem autonomen Verwaltungsgebiet der indigenen Kuna vor Panamas Küste. Von den rund 370 Inseln sind nur ca 60 bewohnt, die meisten sind also wunderschöne einsame Inselchen mit weißen, Palmengesäumten Sandstränden. Wir verbringen den Vormittag vor Isla Banedup sehr gemütlich: Sonnen, Schnorcheln und genießen, ein paar andere Boote sind auch da und auf der Insel gibt es sogar eine Bar. Nach dem Mittagessen geht es zur nächsten Insel mit ähnlichem Programm. Am späten Nachmittag geht es dann zur dritten Insel des Tages. Hier sind wir das einzige Boot, es gibt Fisch zum Abendessen (leider nicht selbst gefangen, dafür von den lokalen Fischern gekauft) und im Anschluss gibt es noch ein Lagerfeuer auf der Insel.
Nach dem Frühstück geht es für uns heute zur Hauptinsel El Porvenir zur Immigration um offiziell in Panama einzureisen. Während wir vor Anker liegen kommt ein Verkaufsboot vorbei – eines bringt frischen Fisch, ein anderes hat Obst und Rum an Bord – mit dem Rum machen sie auf unserem Boot gleich ein gutes Geschäft. Ein paar unserer Truppe fahren dann noch zur nächsten Insel Bier einkaufen (der Bierverbrauch war scheinbar höher als gedacht) und dann geht es wieder ein Stück des Weges Retour zur Isla Chichime – hier wird wieder relaxed.
Den dritten Tag in den San Blas Inseln verbringen wir zwischen der Insel Perro Grande und Nugú Dup. Am Nachmittag wird auf der Insel Fisch gegrillt, beim Schnorcheln sehen wir hier einen Feuerfisch, einen Seestern viele Korallen und auch einen kleinen Rochen. Als wir am Abend am Boot sind schwimmt einige Male ein großer Rochen vorbei.
Nach einer letzten Nacht am Segelboot holt uns ein lokales Taxiboot ab und bringt uns nach Cali, aufs Panamaische Festland. Dann geht es noch mit dem Auto einmal quer durch Panama nach Panama City.
Nach fast vier Wochen ohne viel Programm und abseits größerer Städte geht es für uns nach Cartagena. Hier gibt es mal wieder Sightseeing – allerdings unter erschwerten Bedingungen denn es ist unfassbar heiß, es gibt sogar eine Hitzewarnung.
Wir drehen eine Runde durch die Altstadt – unterbrochen von einem Besuch im Goldmuseum, sogar der Reiseführer schlägt es aufgrund der Klimaanlage vor – bei der Hitze sehr willkommen und gratis ist es außerdem. Neben Artefakten aus Gold sind auch eine Art Flöte (Okarina) ausgestellt und es werden auch andere traditionelle Handwerke der Indigenen vorgestellt, wie die Weberei von Hüten aus Palmenblättern. Das letzte Stück unserer Route geht dann vom ehemaligen Gefängnis (in dem heute Souvenirläden die Zellen ausfüllen) entlang der Stadtmauer mit Blick aufs Meer – dazwischen natürlich eine stark befahrene Straße.
Nach unserer Altstadterkundung spazieren wir wieder zurück nach Getsemani, ein Künstlerviertel in dem auch unser Hostel ist. Nach kurzer Pause erkunden wir die Gassen rund um unser Hostel und gönnen uns ein Eis. Dann wird noch lokales Bier verkostet und zu Abend gegessen.
Unverhofft kommt oft und so haben wir noch einen weiteren vollen Tag in Cartagena – denn unsere Weiterreise verzögert sich um einen Tag. Wir nutzen die Chance unsere Wäsche mal wieder waschen zu lassen – in der Casa Viena bei einem Österreicher.
Bei angenehmeren Temperaturen können wir heute nocheinmal ausgiebig durch Getsemani spazieren und die letzten Erledigungen für die Weiterreise machen. Getsemani ist ein sehr buntes Viertel, alle paar Meter eine Kunstgalerie, teilweise kann man den Künstlern beim Malen zuschauen. Wir holen uns wieder ein Eis, essen nocheinmal Arepas und Cheviche Tacos und genießen den Tag. Am Abend ist hier auch einiges los, nach so langer Zeit in der wir bei Einbruch der Dunkelheit immer schon im Hostel waren genießen wir es heute durch das Treiben zu spazieren in unmittelbarer Nähe zu unserem Quartier wo wir dann noch gemütlich auf der Dachterasse sitzen.
Heute heißt es dann wirklich packen und die Zeit sinnvoll nutzen um endlich mal wieder die Blogbeiträge zu schreiben bzw. mit Fotos zu versehen – ist euch wohl aufgefallen dass wir hier etwas hinten nach sind, aber die Zeit des nichts Tuns haben wir wirklich gebraucht um mit frischer Energie in den nächsten (letzen?) Teil der Reise zu starten.